Homeoffice in Kreta

Von der Idee zur Umsetzung

Seit Beginn der Pandemie, genauer gesagt dem Beginn des ersten Lockdowns in Österreich am 16. März 2020, sind wir beide überwiegend im Homeoffice. Nur sporadisch ist mal wer im Büro. Alles ist wunderbar organisiert, um im Homeoffice erstklassige Arbeit zu erbringen.

Was also spricht dagegen, dass das Homeoffice mal für zeitweilig ans Meer verlegt wird?

Einerseits braucht es das Okay der Arbeitgeber, da ja versicherungstechnisch Homeoffice standardmäßig nur in Österreich erlaubt scheint. Und andererseits braucht es eine Destination, bei der Internet sehr verlässlich verfügbar ist. Denn Internet ist für unser Homeoffice ebenso essenziell, wie es Elektrizität ist.

Das Okay der Arbeitgeber war vergleichsweise einfach eingeholt. Zur rechtlichen, leider unklar formulierten Situation folgen unten weitere Informationen.

Die Destination mit guter kommunikationstechnischer Infrastruktur war auch einfach zu bestimmen: Vor zwei Jahren schon haben wir bei einem Kreta-Urlaub gesagt, dass wir hier mal gerne einige Zeit arbeiten würden. Und auch damals schon war die Infrastruktur bei Weitem verlässlich genug, um stabiles Breitbandnetz verfügbar zu haben.

Die Umsetzung

Der Zeitrahmen / Wann

Den meisten Teil des Sommers wollten wir noch in Wien verbringen. Zu kurz ist der Sommer meist in Österreich, diese schöne Zeit wollten wir nutzen. Also war die Idee gegen Ende August für mehrere Wochen in das alternative Homeoffice zu wechseln, um dort noch das volle Sommerwetter genießen zu können.

Die ursprüngliche Idee, für vier Wochen und mit dem Auto zu fahren, hat sich dann auf fünf Wochen erweitert, als ich auf der Suche nach passenden Fähren einfach das Datum um eine Woche verwechselt habe. Es war zwar nur die Suche nach Fährverbindungen, nicht das Buchen. Aber die Idee war erweitert. Für nur drei Wochen mit dem Auto für Homeoffice nach Kreta zu fahren/fähren ist zu viel zeitlicher und materieller Overhead, wenn es auch anders geht.

Der Ort / Wo

Wer Kreta kennt, der weiß, dass die Nordküste Kretas touristisch hervorragend ausgebaut ist und dementsprechend eine optimale Kommunikationsinfrastruktur vorzuweisen hat. Der Süden ist diesbezüglich etwas benachteiligt, wenn auch die Landschaften dort beinahe noch schöner scheinen. Und, dass im Homeoffice ein gut funktionierendes Internet unerlässlich ist, braucht ja nicht extra erwähnt zu werden.

Also wollten wir eine Destination an der Nordküste. Die Suche nach passenden Ferienwohnungen hat uns schließlich nach Agios Nikolais gebracht: eine wunderschöne kleine Stadt mit exzellenter Infrastruktur und doch etwas abseits vom großen Touristenrummel.

Der Ablauf / Wie

Mit dem Auto von Wien nach Agios Nikolaos ist keine kurze Tour. Von Piräus, dem Hafen bei Athen nach Heraklion geht nur per Fähre. Von Wien nach Piräus ginge am Landweg oder mittels Fähre durch die Adria von Italien nach Griechenland, genauer gesagt nach Patras am Peloponnes.

Da ich lieber auf der Fähre als im Auto bin, war das keine schwierige Entscheidung: Fähre durch die Adria. Die Termine für mögliche Überfahrten sind online schnell geprüft. Das Ergebnis war, dass wir mit der Fähre von Ancona nach Patras fahren werden, zurück jedoch von Patras nach Venedig und uns derart ca. 350km auf der italienischen Autobahn ersparen.

Von Patras nach Piräus oder dann wieder zurück ist in ca. 2:30 Stunden Fahrzeit zu bewältigen. Da in beiden Richtungen genug Zeit ist, planen wir Badestopps zu machen, um das Strandvergnügen zu maximieren.

Das Equipment / Was

Fünf Wochen ungestörtes und möglichst komfortables Homeoffice zu machen, benötigt etwas Vorbereitung und das passende Equipment. Wir wollen nicht wie so viele im ersten Lockdown auf irgendwelchen kleinen Küchentischchen mit ungeeigneten Stühlen auf dem kleinen Laptop-Bildschirm arbeiten müssen.

Von uns wir qualitativ hochwertige Arbeit erwartet, und wir erwarten nach der Arbeit fit zu sein, um den nahegelegenen Strand zu genießen und auch Sport als einerseits Ausgleich und andererseits zur Erhaltung der Fitness und Gesundheit zu machen.

Also werden wir im Auto eigene Schreibtische und Sitzgelegenheiten mitnehmen. Das Investment dafür ist relativ klein, und über den Komfort gerechnet auf alle Fälle das Geld wert.

Dank der Anreise mit dem Auto können wir auch je zwei externe Bildschirme, gewohnte Tastaturen und anderes benötigtes elektronisches Equipment wie Router und Firewall mitnehmen. Insgesamt sind wir also bestens ausgerüstet, um die gewohnte hohe Arbeitsqualität liefern zu können.

Interpretation der Rechtslage

Vorneweg: Das hier ist meine Interpretation, mit der ich bei Weitem nicht allein stehe. Dennoch ist es aufgrund der unklaren und unsauberen Formulierung der Gesetze und Regelungen nicht garantiert. Ich finde: im Zweifel für den Angeklagten.

Homeoffice versus Remote Work

Remote Work ist definiert als das Arbeiten von woanders als einem regulären Arbeitsplatz aus. Arbeiten im Schwimmbad, in einem Kaffeehaus, an öffentliche Orten oder auch in einem Hotelzimmer fällt darunter. Remote Work ist, wenn so mit dem Dienstgeber / Auftraggeber vereinbart, für einzelne Gelegenheiten gedacht.

Homeoffice hingegen bezeichnet das Arbeiten von einem regulären Arbeitsplatz aus, der sich in privaten Räumlichkeiten wie einer Privatwohnung befinde und den Vorgaben für ergonomisches und professionelles Arbeiten entspricht. Homeoffice ist, wenn so mit dem Dienstgeber / Auftraggeber vereinbart, für regelmäßige und wiederkehrende Gelegenheiten gedacht.

Interpretation: Spontanes oder kurzfristiges Arbeiten im Hotelzimmer ist Remote Work während Arbeiten in einer geeigneten und unter anderem dafür gemieteten Ferienwohnung als Homeoffice zu sehen ist.

Wir haben mit unseren fünf Wochen auf Kreta definitiv einen Zeitraum dafür geplant, der länger als ein typischer Urlaub ist. Somit ist es kein kurzfristiges Vorhaben. Auch haben wir die Ferienwohnung gezielt nach Tauglichkeit für Homeoffice hinsichtlich Räumlichkeiten als auch hinsichtlich verfügbarer Netzabdeckung durch Mobilfunker ausgewählt. Wir machen also Homeoffice, kein Remote Work.

Sozialversicherung

Wird Homeoffice nicht im Land des Arbeitgebers, sondern im Land des Hauptwohnsitzes des Arbeitnehmers in beträchtlichem Ausmaß geleistet, so erhebt der Sozialversicherungsträger des Wohnsitzlandes den Anspruch auf Entrichtung der Sozialversicherungsabgaben.

Als „beträchtliches Ausmaß“ sind 20 % der Arbeitszeit bestimmt worden, sofern nicht anders zwischen zwei Ländern vereinbart. Üblicherweise sind 20 % der Jahresarbeitszeit in solchen Regelungen gemeint. Leider spezifiziert diese Regelung das derzeit nicht explizit.

Interpretation: Wenn der Hauptwohnsitz im Land des Arbeitgebers verbleibt und die Gesamtzeit des Homeoffice in der Workation-Zeit unter 20 % der Jahresarbeitszeit bleibt, so entsteht definitiv kein Sozialversicherungsanspruch im Land der Workation.

Für uns bedeutet das: Unser Hauptwohnsitz ist und bleibt in Österreich, wo auch unsere Arbeitgeber / Auftraggeber beheimatet sind. Mit fünf Wochen Workation in unserer Destination Kreta bleiben wir weit unter 20 % der Jahresarbeitszeit.

Unfallversicherung

Die Versicherungen, die der Arbeitgeber hinsichtlich Unfallversicherung etc. zu bedienen hat, beziehen sich explizit auf Österreich. Hier haben wir selbst – in Absprache mit dem Arbeitgeber / Auftraggeber – für entsprechenden Versicherungsschutz zu sorgen, was wir über unseren Versicherungsmakler abdecken.