Spiritualität und die drei Gunas

Willkommen zu meinem philosophischen Exkurs „Spiritualität und die drei Gunas“

Im philosophischen Exkurs zur vedischen Schöpfungsgeschichte habe ich erläutert wie beim vedischen Urknall aus dem kosmischen Ei Pralaya, der Singularität, das Universum Brahman und die Illusion Maya entstanden ist. Im philosophischen Exkurs zur Zusammensetzung der Illusion sind wir auf die drei Grundeigenschaften von Maya, der Illusion, eingegangen. Und diese drei sogeannten Gunas, die drei grundlegenden Prinzipien heißen Tamas, Rajas und Sattva.

  • Tamas steht für Trägheit, Dunkelheit, Chaos, Schwere, Faulheit, Interessenslosigkeit, fehlende Klarheit oder Erkenntnis und eine scheiternde weil zu chaotische Energie.
  • Rajas steht für Rastlosigkeit, Bewegung, Energie, Leidenschaft, das Fordernde, Ambitionierte, Dynamische und vor allem für alles, was sich Aufmerksamkeit wünscht.
  • Und Sattva steht für Gleichgewicht, Harmonie, Zufriedenheit Frohsinn, Reinheit, Klarheit, Ruhe, Güte und wahren inneren Frieden.

Die drei Gunas sind immer in allem enthalten, wenn auch in verschiedener und sich durchaus verändernder Zusammensetzung. Also haben, konsequent weitergedacht, diese drei Gunas auch ihre Auswirkungen auf persönliche Entwicklung und auf spirituelles Wachstum.

Da meine große Mission hinter den Mini-Meditationen ja „Persönliche Entwicklung und Spirituelles Wachstum“ heißt, ist das Grund genug,, dass wir uns mal anschauen, wie die drei Gunas sich auf eben diese Entwicklung und dieses Wachstum auswirkt.

Zunächst einmal lasst mich klarstellen, dass ich ein echtes Dogma vertrete. Ein Dogma ist ja ein absolut verbindliche, feststehende und normative Glaubensaussage. So und nicht anders ist es. Der Wahrheitsanspruch eines Dogmas gilt als unumstößlich festgelegt, keine Abweichung davon ist möglich.

Und dieses mein Dogma ist: „In persönlicher Entwicklung und in spirituellem Wachstum kann niemals ein Dogma zugelassen sein.“

Eine Konsequenz des Dogmas der Nicht-Dogmen ist, dass es für jemanden keine Lehrer, keine Gurus, geben darf. Ja, es gibt Menschen, die dir eine Zeitlang AUF AUGENHÖHE ihr bereits erfahrenes Wissen vermitteln und dich derart ein Stück deines Weges begleiten.

Aber es gibt keine Gurus. Wie alle bemerkt haben, die schon auf meiner Coaching-Homepage guru.wien waren. Da steht sofort in der Überschrift: „Be Your Own Guru“

Sei dein eigener Guru. Nur du kannst deinen Weg finden, denn du bist einzigartig, du bist wichtig, du bist richtig und du bist wertvoll. Kein Guru, egal für wie mächtig und erleuchtet der sich selbst hält, kann deinen Weg für dich finden.

Das ist die Konsequenz aus dem Dogma, dass es keine Dogmen geben darf.

Ja aber ich unterrichte ja persönliche Entwicklung und spirituelles Wachstum. Damit bin ich Lehrer und Lehrer auf Sanskrit heißt „Guru“. Und ich biete sogar Mentoring an, also viel mehr als nur Begleitung.

Ja, richtig. Und alle, die mich kennen wissen schon, dass ich ihnen – auf gut Österreichisch gesagt – ordentlich auf den Arsch gehe mit Eigenverantwortung und Selbstbestimmung.

Anders gesagt: Da ist oft ordentlich Rajas drinnen um dich aus dem Tamas rauszubringen. Damit du eigene Bewegung findest und dir deine Richtung hin zu Sattva suchen kannst.

Wenn du aus Tamas raus bist werde ich vom Antreiber zum Begleiter am Weg.

Fazit aus der Story? Es gibt die drei Gunas in den Schülern und es gibt die drei Gunas in den Lehrern. Wie also äußert sich die Dominanz eines jeden der drei Gunas in sowohl Schülern als auch Lehrern?

Zunächst lasst uns die drei Arten von Schülern anschauen:

Rajassige Schüler

Rajassige Schüler betreiben ihre spirituelle Praxis hauptsächlich dadurch, dass sie anderen predigen, und davon erzählen was sie selbst nicht alles tun, obwohl sie dies jedoch in der Regel gar nicht tun. Sie sind immer bereit jemandem zu bekehren, ohne echte eigene Erfahrungen oder Errungenschaften erzielt zu haben. Er ist ein Anhänger seines Lehrers, von dem er glaubt, dass dieser eine magische Formel besitzt, und dadurch auch den Schüler zu einem höherwertigen Menschen macht, der die Wahrheit kennt. Der rajassige Schüler sieht nicht über die unter Umständen nur vorgespielte Erscheinung seine Lehrers hinweg oder durch ihn hindurch.

Tamassige Schüler

Tamassige Schüler werden alle spirituellen Lehren falsch interpretieren. Er wird im Gegensatz zum rajassigen Schüler nicht versuchen andere zu bekehren, allerdings in sehr ähnliche Manier durch die falsche Lehre seine Überlegenheit demonstrieren, und das durchaus auch gerne einfach nur als Anlass für einen Streit oder verbalen Missbrauch nutzen.

Er wird, unabhängig von der Lehre, der er folgt, keine Fortschritte erzielen. Wohl aber davon reden, eben um seine spirituelle Überlegenheit zu demonstrieren. Der tamassige Schüler ist an Okkultismus und der Verwendung von Geistwesen interessiert. Er hat keine Unterscheidungskraft dafür, was noch angemessen ist, und was diesen Rahmen schon sprengt. Er erwartet, das sich anderen ihm unterordnen.

Von außen ist es oft schwer zwischen dem Gehabe des rajassigen und des tamassigen Schülers zu unterscheiden. Faustregel: Hält er seine Vorträge, weil es ihm tatsächlich um die Erlösung der anderen geht, so ist es ein rajassiger Schüler. Hält er seine Vorträge, weil ihm das größere Anliegen ist, zu zeigen, dass er besser ist, dann ist es ein tamassiger Schüler.

Sattvige Schüler

Sattvige Schüler schaffen bereits früh ihre Leidenschaft für die Sache zu kontrollieren, und können damit einfach zwischen der Wahrheit und der unwirklichen Illusion unterscheiden.

Der sattvige Schüler hat auch akzeptiert, dass es keine magische Formel für die Selbsterkenntnis gibt, es keine „Instant-Erleuchtung“ oder „Kundalinierweckung im fünf Minuten“ gibt, oder ein erhöhtes Geistwesen in ihm tiefenpsychologische Wunder vollbringt. Vielmehr weiß er, dass er an sich selbst arbeiten darf, und alles Nötige schon vorhanden ist. Er lebt Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, und ist bereit alles als Lernerfahrung anzunehmen. Und er versteht Carl Gustav Jungs Zitat auf mehr als einer Ebene: „Kein Baum, so sagt man, kann in den Himmel wachsen, ohne, dass seine Wurzeln bis in die Hölle hinab reichen.“

So viel zu den drei Arten von Schülern auf dem Weg der persönlichen Entwicklung. Wenn ihr euch die Ernährung der jeweiligen Schüler anseht werdet ihr garantiert ganz direkte Zusammenhänge auf den allerallerersten Blick sehen.

Nun lasst uns zu den drei Arten von Lehrern kommen.

Der rajassige Lehrer

Rajassige Lehrer haben keine Schüler, sie haben Anhänger und Fans, und wollen verehrt werden. Diese Lehrer haben keine dauerhaften Schüler, sie sind nicht – wie gute Lehrer – dauerhaft für ihre Schüler da. Eher werden sie nur zu mehr oder weniger unregelmässigen Zeitpunkten für Selbstunszenierungen verfügbar sein.

Sie lieben es sich selbst zu inszenieren, und stellen jede Gelegenheit mit ihnen sein zu dürfen als theatralischen Höhepunkt dar. Sie täuschen und manipulieren ihre Anhänger geschickt, um nicht nur Anerkennung sondern oft auch gemässigte finanzielle Zuwendungen zu erhalten – nicht zu hoch, um nicht wirklich verbindlich etwas leisten zu müssen.

Sie trachten danach die Menschen durch Macht über deren Emotionen kontrollieren zu können. Dabei setzen sie durchaus gezielt – bewusst oder unbewusst – Methoden einerseits aus der schwarzen Kiste der Manipulation oder sogar Methoden des psychologischen und emotionalen Missbrauchs ein. Google doch einfach mal nach den Grundlagen für Gehirnwäsche, wenn du dich dafür interessierst. Auch in meinem Blog gibt es dazu was zu finden.

Zeremonien, Rituale und oft fixe Regeln für scheinbare Selbstreflexion, die jedoch auf den zweiten Blick offenbart, dass sie Eigenverabtwortung unterbindet, sind Kennzeichen dieser Lehrer.

Der tamassige Lehrer

Der tamassige Lehrer verbreitet eine falsche Lehre, die sich in der Regel über die Zeit häufig ändert, und sich derart durchaus auch selbst widerspricht. Der Lehrer wird dies durch seine rapide Weiterentwicklung rechtfertigen.

Er verstrickt sich oft in verschieden Arten schwarzer Magie, Voodoo, verschiedene für ihn bedeutsamen Symboliken und Anrufungen von Geistwesen. Dieser Lehrer erwartet von allen, dass sie Opfer bringen. Der rajassige Lehrer wird Opfer zu seinem eigenen Vorteil erwarten, während der tamassige Lehrer Opfer erwartet, die dem Schüler und oft dessen Umfeld in der einen oder anderen Art weh tun.

Tamassige Lehrer setzen oft auch Sexualität ein, um damit den Kreis seiner Schüler zu binden, da sie in der Regel glauben, darüber mit niemanden mehr reden zu können. Wenn sie selbst mit ihren Schülern Sexualität leben, ist dieser eher rajassig zu sehen. Wenn sie ihre Schüler dazu anleiten untereinander in Austausch zu treten – durch sexualmagische Rituale oder z.B. Paartausch und andere Praktiken, für die das soziale Umfeld wenig Verständnis hat – dann ist dies einem tamassigen Lehrer zuzuschreiben.

Der sattvige Lehrer

Der sattvige Lehrer wirkt sehr ruhig, er ruht in sich selbst und erlebt innere Stille. Er eignet sich sein Wissen sowohl selbst als auch durch andere Lehrer an. Seine tatsächlichen Erfahrungen stimmen mit seinen Lehren überein, und er lebt sein Leben kongruent mit dem Wissen, das er an seine Schüler weitergibt.

Der sattvige Lehrer lässt seine Schüler ihre eigenen Erfahrungen machen, und nimmt keinem von ihnen die Selbstbestimmung und Eigenverantwortung ab. Dabei unterstützt er jederzeit mit Hingabe wenn erforderlich.

Der Lehrer und seine Schüler lernen miteinander und voneinander, und derart entfalten sie sich miteinander.

Und dann gibt es unabhängig von Schülern und Lehrern Menschen, die leben ihre Spiritualität einfach wie sie ist. Sie versuchen gar nicht sich zu entwickeln oder zu wachsen. Sie sind einfach wie sie sind.

Diese Menschen sind keineswegs per se sattvig, weil sie schon fertig erleuchtet sind. Nein, auch bei ihnen ist es so, dass eines der drei Gunas dominiert.

Was sind also die drei Typen von – ich nenne es mal so – unreflektiert gelebter Spiritualität?

Rajassig Glaubende vertreten die unumstößliche Ansicht, ihr Glaube – ihre Sicht der Welt – ist die einzig wahre Sicht. „Ich“ und „meins“ sind die vorherrschenden Triebgründe, alle Stufen von Fanatismus und Verschlossenheit gegenüber anderen Denkansätzen sind typisch. Diesen Aspekt findet man oft in den selbsternannten Hexen auf Jahrmarktsniveau. Sie sagen dir eine typisch menschliche Schwäche, die praktisch bei jedem was triggern wird, und erklären dir dann sehr dogmatisch was zu tun ist. Erfolg? Mangelware. Aber daran bist du dann selbst schuld. Wegen irgend einer anderen typisch menschlichen Schwäche.

Sattvige Glaubende sind offen für andere Gedanken und anderm Glauben, und verstehen innerlich, dass allen Glaubensrichtungen eine innere Art Weisheit mit positiver Absicht innewohnt. Sie sind nicht fanatisch, und gestehen allem eine Daseinsberechtigung zu, solange nicht die Rechte oder das Wohlergehen von direkt wie indirekt Beteiligten eingeschränkt werden.

Tamassig Glaubende verehren niedrige Geister bzw. Geistesformen. Oder, den Lehrbüchern zu Folge, verehren sie sogar schwarze Magie. Dieses verehren von höheren Geistwesen schafft eine Abhängigkeit gegenüber diesen Wesen und meist den Vermittlern zu diesen Wesen, egal ob das jetzt Gurus oder Priester sind.

Schlüsselpunkt ist, dass diese Abgabe der Macht an Geistwesen – oder Naturphänomen, oder wie immer das spirituelle Ding genannt werden mag – zugleich ein völliges Abgeben der Eigenverantwortung und der Selbstbestimmung ist.

Geld oder andere Ressourcen dafür auszugeben, um Eigenverantwortung und Selbstbestimmung abgeben zu dürfen? Für mich mit meinem Dogma, dass es keine weiteren Dogmen geben darf, völlig unverständlich.

Darum mein Aufruf: Sei dein eigener Guru. Reflektiere dich selbst. Entwickle dich und wachse. Denn du bist wichtig. Du bist richtig. Du bist wertvoll.